Das Trainingsraumprogramm, auch Trainingsraumkonzept genannt, fußt auf den Untersuchungen der Wahrnehmungskontrolltheorie von Edward E. Ford.
Bei dieser Theorie geht es im übertragenen Sinne darum, dass der Schüler (die Schülerin) eigenständig lernt, die für sein Verhalten störenden Einflüsse selbst kennen zu lernen und zudurchdenken und versucht, diese in eigener Verantwortung zu minimieren, um somit sein Verhalten / Handeln positiv zu verändern.
In Deutschland hat vor allem der Bielefelder Psychologe Dr. Stefan Balke dem Trainingsraumprogramm in Zusammenarbeit mit der Bielefelder Lutherschule zu einem Durchbruch verholfen (vgl. Balke, S.: Das Bielefelder Trainingsraumprogramm. forum schule, Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest, 02/2000.).
An der Gesamtschule Kürten wurde das Trainingsraumkonzept nach einer Erprobungsphase im Schuljahr 2005-2006 verbindlich eingeführt.
Ziel des Trainingsraumkonzeptes ist vor allem eine entspanntere und motiviertere Unterrichtsatmosphäre und ein deutlicher Rückgang der Unterrichtsstörungen und somit ein erhöhter Lernerfolg für alle SchülerInnen.
Wie oben bereits erwähnt, geht es in erster Linie darum, dass die SchülerInnen ihr eigenes Fehlverhalten erkennen, benennen und durchdenken, um so zu alternativen Handlungsweisen zu kommen, immer mit dem Ziel einer erfolgreicheren und entspannteren Lernatmosphäre.
„Die Hauptidee des Trainingsraumprogramms besteht darin, dass alle Schülerinnen und Schüler, die den Unterricht häufig stören, verantwortliches Denken und Handeln in einem besonderen Raum, dem Trainingsraum, unter Anleitung eines Lehrers oder Sozialpädagogen lernen. Sie können hier in Ruhe über ihr Verhalten nachdenken. Sie haben so eher die Möglichkeit einzusehen, dass ihr häufiges Störverhalten auch die Rechte der anderen Schüler beeinträchtigt. Alle Schüler sollen lernen, die Klassenregeln einzuhalten. Sobald ein Kind gelernt hat, verantwortlich für sich und andere zu handeln, kann es mit dieser neuen Fähigkeit auch zu Hause und in der Freizeit Probleme besser bewältigen.“
(zitiert nach www.trainingsraum.de
Bei der Durchführung des Trainingsraumkonzeptes hat die Zahl 3 eine besondere Bedeutung. Es gibt „3“ einzuhaltende Regeln. Bei „3“ Ermahnungen geht ein Schüler in den Trainingsraum. Und „3“ Trainingsraumbesuche führen zu einem Elternbrief.
Wer gegen diese Schulvereinbarungen verstößt, kann im Trainingsraum trainieren, wie er es schaffen kann, diese Schulregeln einzuhalten.
Aus diesen drei Regeln heraus lassen sich sämtliche Regeln innerhalb eines Klassenverbandes ableiten. Sie sind klar und prägnant und bedürfen keiner Diskussion. Auch erlauben sie eine je nach Fach oder Klassensituation notwendige Auslegung.
Erst wenn ein Schüler / eine Schülerin „3“ mal den Unterricht gestört hat, muss er / sie in den Trainingsraum.
1. Ermahnung: (Die erste Unterrichtsstörung führt zu einer respektvollen Ermahnung.)
Hier – wie übrigens bei allen drei Ermahnungen - hat der Schüler / die Schülerin auch die Möglichkeit, den Lehrer auf eine etwaige ungerechtfertigte Ermahnung hinzuweisen.
2. Ermahnung: (Den Schüler / die Schülerin vor die Wahl stellen, ob er weiterhin mitarbeiten oder in den T-Raum möchte!)
Schritt 1: | ||
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Ist der Schüler / die Schülerin im Trainingsraum angelangt,so wird er dort vom T-Raum-Lehrer empfangen. |
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Schritt 2: | ||
Zunächst wird sein Besuch in eine |
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Der Schüler / die Schülerin erhält vom |
Schritt 3: | ||
Abschließend erfolgt ein Gespräch zwischen SchülerIn und T-Raum-Lehrer. Wenn der T-Raum-Lehrer der Meinung ist, dass der Schüler konstruktiv über sein Verhalten nachgedacht hat, entsendet er ihn wieder in den Unterricht. |
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Hieran darf er allerdings nur dann wieder |
Die Tagesliste aus dem Trainingsraum wird am Ende des Schultages vom Trainingsraumlehrer im Lehrerzimmer ausgehängt, damit die Lehrer auch kontrollieren können, ob ihre Schüler auch am selben Tag im T-Raum angekommen sind. Besucht der Schüler / die Schülerin den T-Raum „3“ mal, so erfolgt per Post eine Elterninformation. Bei einem weiteren Besuch ist ein Gespräch mit der Schulleitung und den Eltern erforderlich. Natürlich gibt es auch SchülerInnen, für die der Trainingsraum kein geeignetes Mittel ist, um eine Verhaltensänderung zu erreichen. Hier bleibt es im Ermessen des Lehrers, wie er mit dem Schüler / der Schülerin verfährt.
Im Wesentlichen ist die Umsetzung des T-Raum-Konzeptes an der Gesamtschule Kürten auch am Bielefelder Modell orientiert.
Aus personellen und organisatorischen Gründen gibt es jedoch einige spezifische Regeln an der Gesamtschule Kürten. Hierzu gehört zum Beispiel, dass der Schüler / die Schülerin die Möglichkeit hat, innerhalb von sechs Wochen maximal drei seiner Trainingsraumbesuche zu löschen. (Mehr hierzu in dem oben farblich hervorgehobenen Link.)
Insgesamt führt der T-Raum laut Studien und auch schulinternen Befragungen zu verantwortungsvolleren und verständnisvolleren SchülerInnen, zu motivierteren, konsequenteren LehrerInnen und nicht zuletzt deshalb zu effektiverem Unterricht.
Im Einzelnen:
Balke, S.: Die Spielregeln im Klassenzimmer. Karoi Verlag, Bielefeld, 2001
Balke, S.: Das Bielefelder Trainingsraumprogramm. forum schule, Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, Soest, 02/2000.
Balke, S. u. Hogenkamp, A.: Drei Regeln reichen aus. Friedrich Jahresheft 2000, Friedrich-Verlag, Seelze, 2000.
Ford, Edward E.: Discipline for Home and School.Scottsdale, AZ 1994.
Powers, William T.: Making Sense of Behaviour. New Canaan, CT 1997
www.trainingsraum.de/schule_mit_trainingsraum.html
Sprecher: Mene
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